TRE® – oder Körperzittern im Coaching

Der Einbezug körperlicher Reaktionen in Coaching wird immer beliebter und führt zu einer ganzheitlicheren Betrachtung von Anliegen, die ja nicht nur im Kopf, sondern mit dem ganzen Körper erfahren und abgebildet werden. Deshalb macht es Sinn körperliche Reaktionen, wie ein Zittern in den Lösungsprozess einzubeziehen. Das im TRE® (Tension Release & Exercise) nach David Bercelli beschriebene neurogene Zittern ist eine Möglichkeit körperliche Reaktionen zu erfassen und im Coachingprozess zu nutzen.

Ist Ihnen auch schon mal aufgefallen, dass in einem Gespräch das Gegenüber gezuckt oder gezittert hat, vielleicht darüber peinlich berührt war oder sich entschuldigte? Eine körperliche Reaktion auf eine Aussage oder ein Wort ist unserer zivilisierten Welt fremd, jedoch für die körperliche „Entladung“ und Regeneration lebensnotwendig. Seit ich mit TRE® arbeite, achte ich mich noch viel mehr darauf, wie der Körper in gewissen Situationen reagiert und beziehe die Körpersignale in den Coachingprozess ein. Wird im Coaching ein Thema angetippt, kann das zu einem körperlichen Vibrieren, einem Körperzittern oder sogenannten ideomotorischen Zuckungen (Bewegungen, die unwillkürlich zustande kommen) führen.

Das ist ein gutes Zeichen im Prozess, macht manchmal dem Coach wie auch dem Kunden Unbehagen vielleicht sogar etwas Angst die Kontrolle zu verlieren. Es ist jedoch so, dass die Reaktionen des Körpers z. B. durch Zittern sehr gesund sind und förderlich in einem ganzheitlichen Lösungs- und Veränderungsprozess. Ja - es kann sogar Sinn machen dieses Körperzittern in den Entwicklungsprozess zu integrieren. Die geschieht dadurch dass der Reaktion Raum gegeben wird, durch innehalten und dem Körper die Möglichkeit gegeben wird „sein“ Erleben auszudrücken. Der Coach unterstützt die körperlichen Reaktionen, indem er sie benennt, ja sogar fördert und dem Kunden Sicherheit und Vertrauen gibt.

Dies geschieht über Blickkontakt, im Gespräch mit dem Kunden, indem die Gefühle und Stimmungen erfragt werden, Vertrauen in die Normalisierung des eigenen Zitterns geben wird, über die Atmung die Verbindung zu sich geschaffen wird. Dies gilt für den Coach wie auch für den Kunden. Gefühle der Erleichterung oder ein Aufatmen zeigt, dass der Körper die Energie entladen und sich ausgedrückt hat, wie ihn dieses Thema beschäftigt.

Die räumliche Orientierung, die Ermunterung zu spüren und beobachten führt zu einer Anbindung des Erlebten an sich selbst. Das ergibt ein Gefühl der Erdung (Grounding), was ganz wichtig für den ganzheitlichen Lösungsprozess ist. Das bewirkt, dass die Möglichkeiten an Veränderungen in Bezug auf das Anliegen, neue Impulse und Ideen, die auch aus dem Körper kommen, deutlich verbessert. Es gibt ein neues Feld an Lösungsmöglichkeiten – diese kommen nicht nur über die Kognition – sondern in Einbezug des Körpers, was eine grosse Bereicherung ist – denn wir sind ja nicht nur Kopf, wir sind auch Körper und diesen können wir mit seinen Impulsen und dem intuitiven Wissen in den Lösungsprozess miteinbeziehen. Dadurch dass wir die natürlichen Reaktionen des Körpers zulassen und sie vielleicht durch gezielte Beobachtung ein wenig hervorholen, für eine sichere Umgebung sorgen, holen wir einen wichtigen Teil im Entwicklungsprozess zum ganzheitlichem Erleben ein.

Also keine Angst vor Körperimpulsen in Form von Zittern oder Vibrieren, es ist ein Zeichen, dass wir in Verbindung mit unserem Körper sind und durch die Präsenz im Körper wertvolle Impulse für neue Ideen bekommen können.

Ich wünsche uns allen viel Freude und viel Erfolg im Einbezug von körperlichen Reaktionen und Zittern im Körper im Coaching- oder Therapieprozess.

Sabine Haldemann vom Wendepunkt gestalten.ch